4 Tage mit der Bahn durch die Schweiz
Mein Sohn und ich hatten uns vorgenommen, vom 07. bis 10. September 2018 eine Bahnreise durch die Schweiz zu unternehmen. Innerhalb von 4 Tagen sollten große Teile des Bahnnetzes der Schweiz „erkundet“ werden. Neben Strecken, die wir schon kannten und die unbedingt „mal wieder dran“ waren, sollten auch Gegenden befahren werden, die bisher nur auf der „Wunschliste“ standen.
Die Anreise erfolgte über Hamburg. Klingt mit dem Abfahrtsort Zella-Mehlis komisch. Aber bis Basel wollten wir den Schlafwagen der ÖBB (Night-Jet) nutzen. Und mit vernünftiger „Schlafzeit“ passte das nur ab Hamburg. Die DB hat ja ihre Nachtzüge an die ÖBB abgegeben, weil sie sich angeblich nicht rechneten. Wir wollten eigentlich Freitagabend fahren und waren bei der Bestellung erstaunt, ein „Ausverkauft“ zu hören. So mussten wir bereits am Donnerstagabend starten.
Bereits lange vor der Ankunft in Basel war „dank“ 40-minütiger Verspätung klar, dass wir unseren Anschlusszug nicht erreichen werden. Das war übrigens das einzige Mal während der ganzen Reise, dass wir Verspätung hatten!
Dank des in der Schweiz perfekt funktionierenden Taktfahrplans gelang es uns aber, ab Bern wieder in unserem Plan zu sein und der Aufstieg zum Lötschbergpass konnte beginnen. Nach Verlassen des Scheiteltunnels hatten wir hinter Goppenstein endlich Sonnenschein und aus 300 m Höhe einen herrlichen Blick ins Rhonetal.
Nachdem wir in Brig einen Zug erreicht hatten, den wir eigentlich gar nicht hätten erreichen können (!) waren wir eine Stunde früher als geplant in Oberwald, dem Startpunkt der „Dampfbahn-Furka-Bergstrecke.
Nie hätten wir gedacht, dass der von uns vorgesehen Dampfzug an einem Freitagnachmittag ausgebucht sein könnte. Nach Absprache mit dem Zugpersonal, bekamen wir einen besonderen Stehplatz, nämlich den auf der letzten Plattform des Zuges. So boten sich sowohl in Fahrtrichtung als auch zurück herrliche Fotomotive.
Das linke Foto Bild entstand nach Verlassen des Kehrtunnels vor Gletsch. Wenige Minuten zuvor war der Zug noch auf dem rechts zu sehenden Gleis unterwegs.
Wer kennt nicht die Geschichte vom Zug, der von der Kuh auf den Gleisen aufgehalten wurde. Wir haben es im Bahnhof Furka live erlebt. Hier das Beweisfoto.
Ab Furka begann der Abstieg ins Tal der Furka-Reuss. Unser Platz auf der letzten Plattform ermöglichte folgendes Foto der im Winter abgebauten Steffenbachbrücke.
Nach Ankunft in Realp war unser erstes Etappenziel erreicht. Nach dem obligatorischen Besuch im Depot der Dampfbahn klang der Abend im Hotel „Post“ mit leckerem Schweizer Essen und einigen Kübeln (Schweizer Maß) Bier aus.
Am nächsten Morgen hieß er beizeiten aufstehen. Nach einem ausgiebigen Frühstück ging es über den Oberalppaß nach Disentis. Hier der Blick auf Andermatt.
Größtes Gebäude in Disentis ist das Kloster, auf dem Foto am linken Bildrand zu sehen. Im Bahnhof hieß es Umsteigen in die Rhätische Bahn.
Nächstes Ziel war St. Moritz, wohin wir über die Albula-Bahn fahren wollten. Ein Blick in den Fahrplan zeigte aber, dass wir Gelegenheit hatten, eine andere, wesentlich längere Strecke zu fahren und St. Moritz trotzdem pünktlich zu erreichen. Zunächst aber ging es durch die Rheinschlucht. In Tausenden von Jahren hat sich der Hinterrhein zwischen Ilanz und Reichenau-Tamins tief in den Kalkstein eingegraben.
In Reichenau vereinigen sich Hinter- u. Vorderrhein. Dem Rhein folgten wir bis Landquart, um nach Klosters abzubiegen. Durch den 19 km langen Vereinatunnel ging es ins Inntal.
Im Bahnhof Sagliains stiegen wir dann in den Zug ein, der uns nach St. Moritz brachte.
Beim Aufenthalt auf diesem Bahnhof entdeckten wir etwas sehr Interessantes.
Nämlich einen Wagen speziell für Fotografen. In diesem war erstens der Blick durch das Dach möglich und zweitens ließen sich die Fenster elektrisch öffnen, sodass Bilder ohne die hässliche Fensterspiegelung möglich waren. Bei der nun folgenden Talfahrt über die Albulastrecke machten wir davon reichlich Gebrauch.
Zur Beachtung: Das Foto entstand aus einem Zug, der in wenigen Minuten das unten zu sehende Viadukt befahren wird.
Diesen Hangviadukt dagegen hat unser Zug bei der Talfahrt bereits passiert.
Vom nächsten Höhepunkt auf unserer Fahrt, dem berühmten Landwasserviadukt bei Filisur, war leider kein Foto möglich. Aber kurz bevor unser Zug den unmittelbar vor diesem Bauwerk liegenden Tunnel befuhr, gelang dieses Bild vom ebenfalls imposanten Schmitten-Tobel-Viadukt.
Danach wurde die Landschaft für Schweizer Verhältnisse langweilig und nach kurzer Fahrzeit erreichten wir das heutige Etappenziel Thusis. Am Sonntagmorgen ging es mit einem der modernen Allegra-Triebwagen zunächst von Thusis ein Stück der Strecke zurück bis nach Filisur, ...
...wobei auch das am Vortag verpasste Foto mit Landwasserviadukt und dem nachfolgenden Tunnel gelang.
In Filisur zweigt die Nebenstrecke nach Davos ab. Eigentlich hatten wir gehofft, hier in einen Zug mit dem im Planeinsatz befindlichen „Rhätischen Krokodil“ bespannten Zug einzusteigen, aber wir hatten den falschen Takt erwischt. So gab es nur einen „Notschuß“ bei der Kreuzung mit diesem Zug in Davos-Glaris.
In Davos Platz hieß es wieder umsteigen. Nach ca. 30-minütigen Aufenthalt ging es mit einem Regionalzug nach Landquart. Interessant, dass bei diesem die Lok in der Zugmitte eingestellt war.
Ab Landquart bewegten wir uns nach 2 Tagen Schmalspur wieder auf Normal-spurgleisen und die gehörten zum Netz der Schweizerischen Bundesbahnen (SBB).
Unser Ziel war aber eine private Normalspurstrecke mit Zahnstange, die Rohrschach-Heiden-Bahn (RHB). Und diese Fahrt begann in einem „Schienencabrio“.
Die Rohrschach-Heiden-Bahn beginnt am Bodensee. Sie hat nur eine Länge von 5,7 km und bewältigt auf dieser Strecke den Höhenunterschied von 395 m.
In der Bergstation Heiden gelang dieses Foto eines Triebwagens älterer Bauart.
Unser nächstes Ziel war eine zweite, ebenfalls am Bodensee beginnende Strecke (allerdings nun wieder schmalspurig). Sie führt von Rheineck nach Walzenhausen und hat wirklich Superlative aufzuweisen. 1,8 km lang, nur ein Triebwagen (siehe Foto) aber 25 % (!!) Steigung.
Nachdem es zunächst im Rheintal ziemlich eben beginnt, steigt die Strecke auf dem letzten Kilometer steil an. Ein Blick nach hinten zeigt diese Sicht auf den Bodensee.
In Walzenhausen war in der Pension „Gambrinus“ ein Doppelzimmer für uns reserviert. Der Abend endete damit, dass wir vom Wirt einige Schnäpse spendiert bekamen und relativ spät unsere Betten „aufsuchten“.
Am nächsten Tag stand die Heimfahrt an. Von Walzenhausen erst zurück nach Rheineck. Dann ging es gemeinsam über St. Gallen, Konstanz, Baden-Baden und Kassel nach Göttingen. Während ich von hier zurück nach Zella-Mehlis fuhr, ging es für meinen Sohn weiter nach Hamburg und danach in seinen Wohnort Rostock.

Zum Schluss noch 2 Panoramabilder von Walzenhausen über den Bodensee.
Text: Manfred Schultz
Fotos: Uwe Schultz
Veröffentlicht am 06.01.2019