Eisenbahn in Schleswig-Holsteins Norden
Seit unserem letzten Nordseeurlaub sind doch schon einige Jahre vergangen. Also wurde es langsam wieder Zeit, die Koffer zu packen und gen Norden zu fahren. Neben der Ruhe und Entspannung am Meer zieht es uns als alte Eisenbahnfotografen natürlich auch an die Gleise Schleswig-Holsteins.
Hier hat sich seit unserem letzten Besuch einiges getan. Waren damals die Umleitergüterzüge auf der Marschbahn die Hauptattraktion, gab es diesmal auf fast allen Linien neue Anbieter im Reiseverkehr. 2014 war dieser auf der Marschbahn noch fest in der Hand der Nord-Ostsee-Bahn. Nach gewonnener Ausschreibung fährt heute die DB im Auftrag der Nahverkehrsgesellschaft Schleswig-Holstein. Auch auf den Nebenlinien hat die DB den Verkehr wieder voll im Griff. Die Regionalzüge verkehren mit den alten Married-Pair-Einheiten der ehemaligen Nord-Ostsee-Bahn oder aber mit dem, was gerade einsatzfähig ist.
Nur im Autoreisezugdienst nach Westerland gibt es jetzt einen Konkurrenten. Die blauen Autozüge nach Sylt von RDC Deutschland verkehren mit neuen Vektron - Diesellokomotiven der Baureihe 247. Die Deutsche Bahn setzt auch auf neue Maschinen vor ihrem Sylt-Shuttle. Hier sind es Diesellokomotiven der Baureihe 245. Diese sind in der Lage die Autozüge ohne Doppeltraktion hinauf auf den Hindenburgdamm zu ziehen. Aber noch sind nicht alle 218-Pärchen arbeitslos geworden. Neben der Traktion von etlichen Autozügen beherrschen sie noch das Geschäft mit den Intercity – Zügen von und nach Hamburg.
Neu im Einsatz sind hier die Triebwagen der BR 628. Diese erleben im Norden eine Renaissance, als zusätzliche Fahrgast-Kapazitäten an den Sylt-Shuttle-Zügen und als D-Züge zwischen Bredstedt, Niebüll und Westerland.
Zwischen Niebüll und dem dänischen Esbjerg verkehren Triebwagen von Arriva.
Auch auf der Ostseite gab es Veränderungen. Die alten „Flensburgexpress“-Züge mit der BR 112 gibt es nicht mehr, auch der unter dänischer Flagge verkehrende ICE TD ist inzwischen Geschichte.
Auf der Strecke von Hamburg nach Flensburg verkehren jetzt Doppelstocktriebwagen mit Elektroantrieb als Regionalzüge und die dänischen IC3 als schnelle Verbindung in Europas Norden.
Im Güterzugdienst von und nach Skandinavien bespannen Elektrolokomotiven der BR 185 und der BR EG 31 die meisten Züge. Von den privaten Anbietern begegneten uns Züge bespannt mit Maschinen von Hektor-Rail und von der ITL.
Jens Weiske
Zur besseren Übersicht sind die Fotostandorte in der Bahnlinienkarte von Schleswig-Holstein ergänzt.

Originaldatei der Deutschen Bahn:
Bahnlininen in Schleswig-Holstein
In Richtung Hamburg rollt am späten Nachmittag ein IC über die Aarlau-Brücke in der Hattstedter Marsch, gelegen auf der Marschbahn zwischen Bredstedt und Hattstedt. Die Schafe auf den Aarlau-Deichen haben schon länger nichts Grünes mehr gesehen.
Als D-Zug verkehren zwischen Westerland, Niebüll und Bredstedt die Triebwagen der BR 628/928. Südlich von Langenhorn befährt ein solcher Triebwagen auf dem Weg nach Bredstedt die Rampe hinauf zum am Stollberg gelegenen Scheitelpunkt der Marschbahn.
In der Gegenrichtung kommt ein Regionalzug, gebildet aus einer Married-Pair-Garnitur und einer in Nahverkehrsfarben verkehrenden 245 die Rampe herunter. Nächster Halt auf dem Weg nach Westerland ist Langenhorn.
Nur wenig später folgt ein weiterer Zug in Richtung Westerland, diesmal bespannt mit einer 245 in DB-Standardlackierung. Wir trafen ihn am Blocksignal kurz vor Langenhorn.
Mit einem gut ausgelasteten Sylt-Shuttle nähert sich eine 245 dem zwischen Klanxbüll und Niebüll gelegen Kreuzungsbahnhof „Lehnshallig“. Hier finden fast immer Kreuzungshalte mit den Zügen der Gegenrichtung statt.
So auch dieses Mal. Als Gegenzug durchfährt eine Einheit des „Blauen Autozugs Sylt“ (Anbieter RDC Deutschland) bespannt mit einer Vektron-Diesellok der Baureihe 247 die Ausweichstelle. Ziel des Zuges ist der Bahnhof Westerland auf der Insel Sylt.
Ein sehr „aufgeräumter Zug“ des gleichen Anbieters kurz vor der Auffahrt auf den Hindenburgdamm. Ab Klanxbüll ist die Strecke zweigleisig ausgebaut. Dies ermöglicht auf dem Reststück bis Westerland einen ungestörten Betrieb in beide Richtungen.
Der Fotograf hat nicht vor Kälte gezittert. Die Unschärfe ist dennoch der Temperatur geschuldet. Bei Temperaturen von mehr als 30°C wabert die heiße Luft über dem Hindenburgdamm und lässt Züge und Landschaft beim Blick durch das Teleobjekt verschwimmen.
Beim letzten Besuch fotografierten wir hier bei Holm Umleitergüterzüge mit BR 232. In diesem Jahr fuhren wieder die LINT-Triebwagen von ARRIVA zwischen Niebüll, Tondern und Esbjerg über die alte Marschbahn.
Szenenwechsel. Wir sind an der Strecke nach Skandinavien kurz unterhalb von Flensburg angelangt. Die HEKTORRAIL 241 zieht einen langen Güterzug beladen mit LKW-Aufliegern in Richtung Skandinavien.
Schon weiter südlich, in der Station Tarp, kam die sechsachsige BR EG 3104 mit einem Zug aus Skandinavien an unserem Kamerastandort vorbei. Diese Züge erreichen eine Länge von bis zu 800 Metern. Da dauert eine Videoaufnahme schon mal etwas länger.
Über die schnurgerade Strecke von Jübeck kommend durchfährt ein neuer Elektro-Doppelstocktriebzug der BR 445 die ehemalige Station von Schuby. Nur noch wenige Kilometer dann erreicht er seinen nächsten Haltebahnhof „Schleswig“.
Südlich von Schleswig durcheilt ein dänischer IC3-Triebwagen auf seinem Weg nach Hamburg das flache Holsteiner Land. Wir warteten auf den dreiteiligen IC mit seiner markanten „Gumminase“ auf der Bahnüberführung bei Boklund nördlich von Owschlag.
Auch wenn als Fahrtziel noch „Husum“ angezeigt wird, geht die Fahrt vorbei an den Häusern von Witzwort nach Tönnig und St. Peter-Ording. Mit den Triebwagen der BR 648 wird auf der Linie Husum – St. Peter der gesamte Verkehr abgewickelt.
Abseits der Normalspurgleise bewegt sich diese lustige Fuhre über den 3 Kilometer langen Damm durch das Wattenmeer zur Hallig „Nordstrandischmoor“. Personenverkehr gibt es hier eigentlich nicht. Die Ausflugsfahrt war wohl eine Laune der Hallig-Bewohner und ihrer Gäste.
So sieht der Regelbetrieb auf den Gleisen zur Hallig „Nordstrandischmoor“ schon eher aus. Die Bahn dient im Wesentlichen dem Transport von landwirtschaftlichen Produkten und Geräten sowie dem Küstenschutz. Ein kleiner Bauzug nähert sich am Lüttmoorsiel dem Festland.
Veröffentlicht am 03.10.2018