Die Eisenbahn im Elbtal zwischen Pirna und Děčín
Im Herbst 2015 unternahmen wir mit dem Suhler Verein eine Exkursion nach Sachsen, die uns auch an die Elbtalbahn bei Königstein führte. Das Ziel dieser Exkursion war allerdings die Ausführung der Elbtalbahn im Maßstab 1:87 (Spur H0), welche in Königstein ihr Domizil hat.
Den Vormittag unseres zweiten Exkursionstages nutzen wir, um ein paar Bilder vom Betrieb auf der Elbtalbahn zwischen Bad-Schandau Ost und Königstein einzufangen. Schon auf der Heimreise reifte der Entschluss nochmals wieder zu kommen, um die nicht besuchten Streckenabschnitte für ein Streckenporträt zu ergänzen. Im Sommer 2016 war es dann so weit. Wir machten Urlaub in der Sächsischen Schweiz und nutzten die verbleibende Zeit für Besuche an der Elbtalbahn. Als Elbtalbahn wird die Bahnstrecke von Dresden-Neustadt nach Děčín bezeichnet. Sie ist eine zweigleisige elektrifizierte Hauptbahn und wurde zwischen 1845 und 1851 als Sächsisch-Böhmische Staatseisenbahn gebaut. Der erste durchgehende Zug fuhr am 6.April 1851. Schon immer hatte diese Linie eine hohe Bedeutung im europäischen Eisenbahnverkehr. Internationale Schnellzüge mit klangvollen Namen wie „Meridian“ Beograd-Berlin-Sassnitz, „Vindobona“ Berlin-Wien, „Saxonia“ Leipzig-Budapest u.a. nutzten diese Strecke. Auch heute verkehren internationale Schnellzüge durch das Elbtal. Wer geduldig warte, bekommt ungarische, österreichische und tschechische Garnituren vor die Linse. Im Güterverkehr dominieren die Containerganzzüge von Südosteuropa zu den Nordseehäfen die fahrplanmäßig über diese Trasse laufen. Die Elbtalbahn hat eine Länge von 65,785 km von denen 11.859 km auf tschechischem Hoheitsgebiet liegen. Die Strecke wechselt zu dem an der Landesgrenze Deutschland – Tschechien das Bahnstromsystem. Fahren die Züge in Deutschland unter einer Spannung von 15.000 V Einphasenwechselstrom mit einer Frequenz von 16 2/3 Hertz, so ändert sich das an der Systemtrennstelle auf die im Nordwesten der Tschechischen Republik übliche Spannung von 3000 Volt Gleichstrom. Die im grenzüberschreitenden Verkehr eingesetzten elektrischen Triebfahrzeuge müssen unter beiden Stromsystemen einsatzfähig sein. Auf tschechischer Seite sind es die von Skoda gebauten Elloks der Baureihen 371 und 372. Baugleich mit diesen ist die ehemals als Baureihe 230 bezeichneten Zweisystemlok der DR, bekannt wegen ihrer tschechischen Herkunft auch unter dem Namen „Knödelpresse“. Auch zu DB - Zeiten lief diese Baureihe als BR 180 noch einige Jahre weiter. Die letzten Maschinen wurden an die Tschechische Bahnverwaltung České dráhy (ČD) abgegeben. Diese Fahrzeuge laufen noch heute vor internationalen Schnell- und Güterzügen teilweise bis Berlin oder Leipzig durch. Von Seiten der DB werden heute moderne Mehrsystem Elloks der Baureihen 185 und 189 eingesetzt. Auf dem Abschnitt bis Bad Schandau, hier ist für einen Teil der Güterzüge Lokwechsel, bespannen private tschechische Eisenbahnunternehmen die Züge auch mit diversen Diesellokomotiven. Natürlich haben inzwischen auch etliche private Eisenbahnverkehrsunternehmen den lukrativen Weg durch das Elbtal für sich entdeckt und mischen beim internationalen Güterverkehr kräftig mit. Bei unseren Foto- und Videotouren in 2015 und 2016 haben wir uns auf den Abschnitt von Pirna nach Bad-Schandau konzentriert mit einem Abstecher in Richtung Děčín. Letzteren unternahmen wir per Schiff. Dabei kam es schon mal vor, dass unsere Position auf dem Wasser nicht optimal zum gerade durch das Elbtal rollenden Zug war, aber einen Versuch war es trotzdem wert. Der eigentlich vorgesehen 1 ½ stündige „Landgang“ in Děčín fiel auf Grund der erheblichen Verspätung unseres Schiffes aus. In 20 Minuten wäre es nicht zu schaffen gewesen, an die beiden im Stadtgebiet liegenden Tunnel zu kommen und ein paar Bilder einzufangen. Aber die Eisenbahn im Elbtal fährt ja noch und wir, . . . wir kommen garantiert noch mal hierher. Quelle: Wikipedia - Bahnstrecke Děčín–Dresden-Neustadt
J. Weiske
In Königstein führt die Elbtalbahn direkt am Gebäude der „Miniatur-Elbtalbahn“ vorbei. Bei unserem Besuch im Oktober 2015 rollte am Abend des 01.10. die SBB-Cargo 482 041-1 mit einem Ganzzug nagelneuer Containertragwagen das Elbtal hinunter.
Durch die DB und die ČD wurde eine gemeinsame Nationalparklinie eingerichtet. Die aus DB 642 Triebwagen gebildeten Züge fahren unter tschechischem Personal auf der Strecke Děčín - Bad-Schandau - Sebnitz- Rumburk – Děčín im Ring um den gesamten Nationalpark.
Im Haltepunkt Krippen begegnen sich die S-Bahn nach Meißen-Triebischtal und zwei tschechische Diesellokomotiven der Baureihe 753 auf dem „Nachhauseweg“. Erst kurz zuvor brachten sie einen Containerzug nach Bad-Schandau.
Am frühen Morgen des 02.10.2015 warten wir bei Bad- Schandau Ost auf Züge. Bespannt mit der tschechischen 371 002-7 „Jožin“ kommt uns ein Schnellzug nach Berlin entgegen, über Bad-Schandau, Dresden, Falkenberg und Jüterbog führt sein Weg nach Norden.
„Jožin“ bleibt uns treu. Nach einem guten Mittagessen haben wir uns unterhalb der Festung „Königstein“ an der Elbe platziert. Mit dem Schnellzug nach Budapest kommt er in flotter Fahrt von Rathen her die Elbtalbahn herauf.
Schon am Vortag rollte ein Ganzzug dieser neuen in Rumänien gebauten Containertragwagen an unseren Kameras vorbei. HSL E 186 147 hat heute die Aufgabe bekommen, die Neuwagen zu ihrem neuen Eigentümer oder vielleicht gleich nach Hamburg oder Bremen zu bringen.
Sommer 2016 – „Hurra Urlaub“ und schönes Wetter dazu - gute Voraussetzungen für eine Wanderung auf den Lilienstein. Von dort oben hat man eine wunderbare Aussicht und kann den Zugverkehr auf der Elbtalbahn, hier eine E 186 mit einem Kesselzug, beobachten.
Auch die Festung „Königstein“ ermöglicht schöne Aufnahmen von der Elbtalbahn. Auf dem langen Viadukt in der Ortslage von Königstein begegnen sich gleich ein Containerzug von der Nordsee nach Südosteuropa und eine S-Bahn nach Meißen-Triebischtal.
Abendspaziergang über die Pirnaer Elbbrücke. Die Sonne versteckt sich natürlich hinter einer Wolke, als die S-Bahn aus Schöna kommend den Bahnhof von Pirna ansteuert.
Kurz hinter Rathen bietet die Elbtalbahn etwas Einmaliges. Hier ist es möglich, das Motiv einer richtigen Lokomotive vor der „Lokomotive“ genannten Sandstein-Formation im Bild festzuhalten. Wir haben uns für die hellgrün-lichtgraue CAPTRAIN 185 entschieden.
Mehr Sonne als bei der CAPTRAIN–Maschine gab es bei der Ausfahrt der S1 aus dem Bahnhof Rathen. Von Lokomotiven der BR 143 gezogene Wendezüge waren im Sommer 2016 schon eher selten. Die Mehrzahl war bereits durch die BR 146 ersetzt worden.
Wir sind auf der anderen Elbseite. - In Richtung Prag zieht die in Nationalfarben lackierte 371 der ČD den aus ungarischen Schnellzugwagen gebildeten Budapester Eurocity über den langen, parallel zur Elbe errichteten Viadukt von Königstein.
Am Bahnübergang in Stadt Wehlen müssen die Fußgänger und Kraftfahrer Geduld beweisen. Uns hat es nicht gestört, dass in ununterbrochenem Lauf Züge vorbei rollten. So auch dieser Autotransport-Zug mit BR 372 013-3 an der Spitze.
Ein abendlicher Ausflug nach Obervogelgesang bescherte uns die Aufnahme von 371 004-3 „Otik“ mit einem Eurocity in Richtung Dresden. Die BR 371 ist die tschechische Schnellzugvariante der schon zu DR – Zeiten eingesetzten Ellok der BR 230, später BR 180.
Mit gemeinsamer Kraftanstrengung ziehen diese doch eher kleinen Diesellokomotiven der tschechischen BR 742 einen langen Kesselzug aus dem Bahnhof Bad- Schandau in Richtung Tschechien. Wir sitzen derweil an Bord eines Elbschiffes auf der Fahrt nach Děčín.
Im aktuellen ČD-Güterzug-Design befördert eine Lok der BR 372 einen der regelmäßig durch das Elbtal verkehrenden Containerzüge in Richtung Nordsee. Vom Schiff aus erwischten wir sie bei der Überquerung des Hirschgrund-Viaduktes zwischen Schmilka und Bad-Schandau.
Im kleinen Örtchen Dolní Grund gelang uns auf tschechischer Seite und somit unter 3000 Volt Gleichstrom vom Wasser aus ein Foto des von einer BR 189 der DB gezogenen Ferngüter-zuges mit Fahrtrichtung Dresden. Es blieb die einzige DB-Lok unter Gleichstrom.
Schon im Stadtgebiet von Děčín verzweigen sich die Gleise. Viele Güterzüge verlassen die ehemals Sächsisch-Böhmischen Staatseisenbahn und überqueren auf dieser Brücke die Elbe. Unser Schiffchen kam leider etwas zu spät. Uns blieb nur der letzte Wagen.
Letzter Tag in Sachsen und Schmuddelwetter schon am frühen Morgen. Macht nichts, auch solche Bilder haben ihren Reiz. 189 016-9 mit einem Zug des Kombinierten Ladungsverkehrs bei der Durchfahrt (100km/h ?) durch Obervogelgesang.
Einer muss noch sein, es rollt ja gerade wieder so schön. Der Regen hat nachgelassen, in den Pfützen spiegelt sich das Spitzenlicht von CAPTRAIN 185 562-6 als sie auf dem Weg Richtung Bad-Schandau durch Obervogelgesang eilt.
Veröffentlicht am 25.09.2016
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