Die Frühjahrsexkursion 2022

"Ins Mansfeldische Land"
Zwei Ziele hatte unsere erste Exkursion des Jahres 2022, die uns in diese östlich des Harzes gelegene Region führte.
Beide haben ihren Ursprung im ehemals im Mansfeld vorherrschenden Kupferbergbaus sowie der Verhüttung des dabei gewonnenen Erzes. In der DDR gehörten beide zum Mansfeld-Kombinat „Wilhelm Pieck“. Die eine war verantwortlich für die Wartung der auf dem umfangreichen Werkbahnnetz eingesetzten Fahrzeuge. Und auf dem bei seiner größten Ausdehnung rund 48 km langen Schmalspurnetz mit einer Spurweite von 750 mm wurde der innerbetriebliche Verkehr zwischen den Schächten und Hütten bewältigt. Der 4,5 km lange und 1880 eröffnete Abschnitt Wel-fesholz – Kupferkammerhütte war eine der ersten Schmalspurbahnen in Deutschland.
Beide Einrichtungen wurden nach 1989 aus dem Kombinat ausgegliedert. Während die MALOWA-Bahnwerkstatt heute Aufträge zur Reparatur und Unterhaltung von Lokomotiven und Wagen ausführt, wird der verbliebene, ca. 12 km lange Restabschnitt des Schmalspurnetzes heute als Museumsbahn betrieben.
Leider nur mit einer für unsere Exkursionen ungewohnt kleinen Gruppe (nur 7 Teilnehmer waren es diesmal) starteten wir am Samstag, 11.06.2022 vom Zella-Mehliser Bahnhof. Unter Nutzung des günstigen 9 € -Tickets ging es mit dem RE nach Erfurt. Die Zeit, bevor es mit Abellio weiterging, nutzten einige zum Frühstück.
Mit dem von Erfurt nach Magdeburg verkehrenden RE fuhren wir über Sangerhausen nach Klostermansfeld, wo wir bereits von Herrn Kneißl, einem Mitarbeiter der MAnsfelder-LOkomotiv-und-WAgen-Bahnwerkstatt erwartet wurden. Nach der Begrüßung gab er uns zunächst einige allgemeine Informationen zum Mansfeld, der Bergwerksbahn sowie dem Empfangsgebäude des Bahnhofs Klostermansfeld, das sich im Eigentum des Museumsbahnvereins befindet.
Danach ging es ins Gelände der Werkstatt. Dort wurde uns wohl jede Ecke gezeigt, die für uns interessant sein könnte. Jedenfalls vergingen die geplanten 90 Minuten ziemlich schnell herum waren.
Nun wurde es Zeit für das Mittagessen im Restaurant „Am Park“. Für unsere inzwischen auf 7 Personen angewachsene Gruppe hatten wir die ganze Gaststätte für uns (sogar ein Schild „geschlossene Gesellschaft“ hing an der Tür. Nachdem Hunger und Durst gestillt waren, ging es zufrieden zurück zum Bahnhof.
Dort waren im Schmalspurzug zur Kupferkammerhütte, der mit einer Diesellok bespannt war, Plätze für uns reserviert. Auf den Holzsitzen war es zwar etwas unbequem, aber trotzdem genossen wir bei bestem Wetter die Fahrt ins ehemalige Werksgelände des Mansfeld-Kombinates und zurück nach Benndorf.
Der Bahnhof Benndorf der Museumsbahn liegt genau gegenüber dem Normalspur-bahnhof Klostermansfeld, von dem wir die Heimreise antraten. Nicht ahnend, welche Überraschung diese für uns bereithielt.
Wir hatten es uns im Dieseltriebwagen gerade so richtig bequem gemacht, als es in Sangerhausen hieß: „Alles aussteigen, Zug endet, bis Artern geht es weiter im Schienenersatzverkehr“. Den gab es aber für unseren RE gar nicht! Erst eine Stunde später gab es den für eine RB, die wir dann auch ab Artern für die Weiterfahrt nutzten. In Erfurt war noch mal Zeit für das Abendbrot. Ein Zug der STB brachte uns dann nach Zella-Mehlis, wo wir schließlich 2 Stunden später als geplant ankamen.
M. Schultz
Nach der Ankunft in Klostermansfeld war zwar Zeit für ein Foto des Triebwagens der „Wipperliese“, der hier beginnenden Nebenbahn nach Wippra, aber eine Mitfahrt dorthin lies unser Zeitplan leider nicht zu.
Wir wurden bereits zur Führung durch die MALOWA-Werkstatt erwartet. In der Lokhalle entstand dieses Foto unserer Reisegruppe.
Einer der ersten Werkstattteile, die wir sahen, war die Lackiererei. Hier warteten zahlreiche Lokteile auf ihre Trocknung, bevor sie wieder eingebaut werden.
An einer, mittels Keilriemen angetriebene Presse wurde uns mit viel Lärm die „Kaltverformung“ von Metallteilen demonstriert.
Interessanter für uns waren Lokomotiven in der Lokhalle. V100 003, die aus dem Museums-Bw Lutherstadt Wittenberg stammt, ist die 3. gebaute Lok dieser Baureihe.
Zum Schmunzeln brachte uns dieser Aushang, der wohl vor allem auf das Betriebsklima in den ehemaligen DDR-Betrieben gemünzt war und bis heute überlebt hat.
Noch 2 Loks aus der Halle. Links eine bei einer privat eingesetzten Lok der BR 106, rechts eine Lok vom Typ TGK, welche die DDR bis 1989 aus der SU importierte.
Auch im Freigelände standen zahlreiche Loks. So auch die Lok der MALOWA-Bahnwerkstatt, welche anscheinen auch auf eine Reparatur wartete.
Aber auch Museumsfahrzeuge werden in der Werkstatt aufgearbeitet, wie dieses Foto eines Güterwagens beweist. In dieser Form war er bereits weit vor dem 2. Weltkrieg im Einsatz.
In den 50er und 60er Jahren fand auf der Schmalspurbahn auch Personenverkehr statt. Dazu wurden in eigener Werkstatt Reisezugwagen gebaut. Einer ist hier zu sehen.
Der Museumsbetrieb wird abwechselnd mit Dampf- und Dieselloks durchgeführt, Lok 11, eine ehemalige Werklok des Mansfeld-Kombinates war am 11.06. 2022 leider nicht unter Dampf, eine Diesellok der Baureihe V10 C kam zum Einsatz.
Lok 11 gehört zu einer Serie von 6 Dampflokomotiven, die von 1931 bis 1939 von obiger Firma für die Mansfeld-Werkbahn gebaut wurden. Übrigens die gleiche Firma, welche als „LKM“ Babelsberg auch die Diesellok baute, die unseren Museumszug zog.
Dieser ist jetzt unterwegs und wird gleich die Strecke Erfurt – Magdeburg überqueren. Er besteht aus der V10 C und Wagen, die aus Sachsen ins Mansfeld kamen.
Im Bf Kupferkammerhütte war vor Werkswagen die Lok 20 der Museumsbahn ausgestellt. Sie kam im Tausch gegen eine Mansfeld-Lok aus Russland.
In diesem Bahnhof war auch eine kleine Lokausstellung, bestehend aus der Dampflok 10 und einer weiteren V10 C. Daneben die Lok unseres Zuges.
Unser letztes Bild zeigt den Zug der Museumsbahn nach der Rückkehr in den Bahnhof Benndorf der Schmalspurbahn. Rechts sind Lokomotiven zu sehen, die in der Bahnwerkstatt aufgearbeitet wurden bzw. noch auf ihre Aufarbeitung warten.
Veröffentlicht am 10.09.2022