Museumsloks im Raw Meiningen
Vor wenigen Wochen haben wir hier über die Aufarbeitung von Dampflokomotiven im Raw Meiningen berichtet. Mit der Erstellung einer Liste von „historischen Triebfahrzeugen“ im Jahr 1974 kam eine Zusatzaufgabe hinzu.
Diese Liste enthielt Lokomotiven, die als Ausstellungsstück, also als „Standmodelle“ herzurichten waren, aber auch eine größere Anzahl von Maschinen, für die eine dauerhafte betriebsfähige Erhaltung abzusichern war.
Mit der Aufarbeitung und Unterhaltung dieser betriebsfähig vorzuhaltenden Loks wurde das Raw Meiningen beauftragt.
Bis 1989 stellte diese Aufgabe einen nicht geringen Teil der Tätigkeit des Raw dar. Da die Maschinen voll betriebsfähig aufzuarbeiten waren, hoben sie sich am Ende der achtziger Jahre von den anderen Lokomotiven, die nur noch als betriebsfähige Heizlokomotiven oder gar nur als Dampfspender herzurichten waren, ab.
Nach 1989 kamen dann auch Lokomotiven der Deutschen Bundesbahn, aus der Schweiz, Frankreich, den Niederlanden und sogar aus England nach Meiningen, um dort ihre fristgemäßen Untersuchungen zu erhalten, die den weiteren Betrieb gewährleisteten.
Die nachfolgenden Fotos aus den Jahren 1978 bis 1999 sollen über 20 Jahre einen Bilderbogen der Lokomotiven bilden, die in Meiningen waren. Überwiegend handelt es sich um ehemalige Lokomotiven der ehemaligen Deutschen Reichsbahn, aber auch um Loks anderer Bahneigentümer.
Manfred Schultz
Eine der ersten Lokomotiven, die eine betriebsfähige Aufarbeitung erhielt, war 89 6009. Diese Lok der preußischen Gattung T 3 wurde in den 50er-Jahren mit einem Schlepptender ausgerüstet. Am 31.07.1978 wartet sie im Bahnhof Zella-Mehlis auf die Weiterfahrt in ihr Heimat-Bahnbetriebswerk.
In Sachsen, beim Bw Karl-Marx-Stadt beheimatet war 38 205, als sie im März 1981 nach erfolgter Aufarbeitung von Meiningen aus auf Probefahrt ging. Heute ist diese Lok leider nicht mehr betriebsfähig und gehört zum Bestand des Sächsischen Eisenbahnmuseums in Chemnitz.
Ebenfalls auf den Start zur Probefahrt wartet am 23.09.1981 diese im Bw Wustermark beheimatete Lok. Ihren endgültigen Anstrich erhielten die Lokomotiven immer erst kurz vor der Abnahme, weswegen 74 1230 hier noch einen „unordentlichen“ Anblick bietet.
38 1182, eine Lok der ehemaligen Gattung P 8 war das preußische Gegenstück zur sächsischen 38er auf Bild 2. Sie wird ab Meiningen als Leerfahrt nach Bad Salzungen fahren, um dort ihren „Probefahrtzug“ zu übernehmen.
Nach einer mehr als 10-jähriger Abstellzeit beschloss die Deutsche Reichsbahn 1983, mit Lok 64 007 eine Lok dieser Baureihe wieder betriebsfähig aufzuarbeiten. Bei ihrer ersten Probefahrt am 12.07.1983 steht sie in Meiningen vor einem Personenzug nach Eisfeld zur Abfahrt bereit
Lange Zeit im Bw Meiningen beheimatet waren Loks der Baureihe 62. Die letzte ihrer Art, 62 015, gehörte lange Zeit zum Bestand der betriebsfähigen Traditionsloks der DR und später der DBAG. Hier, im Juni 1984 nach erfolgreicher Probefahrt zu sehen, wurde sie 1987 nach einem Schaden am Stehkessel abgestellt.
113 Loks der Baureihe 23.10 wurden in den 50er-Jahren an die DR geliefert. Die letztgebaute, 35 1113 ist heute leider nicht mehr betriebsfähig und im ehemaligen Bw Nossen hinterstellt. Im November 1984 erhielt sie jedoch noch eine Aufarbeitung. Sie wartet in Meiningen auf die Leerfahrt nach Bad Salzungen.
Die Baureihen 64 und 86 hatten zahlreiche identische Bauteile, weshalb man auch von Einheitsloks sprach. Die 64 war für den Reisezug-, die 86 für den Güterzugdienst vorgesehen. Hier, am 10.03.1985 auf Probefahrt zu sehen, war die erstgebaute Lok lange die einzige betriebsfähige der BR 86. Heute gibt es in Deutschland noch 2 betriebsfähige 86er, 86 1001 gehört leider nicht dazu.
Die DDR war „scharf“ auf Devisen. Und so wurde schon früh entdeckt, dass sich mit dem Verkauf von Dampfloks (natürlich betriebsfähig) Geld verdienen ließ. Eine der ersten Loks war 01 509, hier am 29.06.1985 bei der Probefahrt in Arnstadt zu sehen. Heute gehört diese Lok der Pressnitztalbahn und ist betriebsfähig.
80 023 gehörte zu den Fahrzeugen aus der DR-Museumsliste, die nur „rollfähig“ aufzuarbeiten waren. Dies erfolgte 1989. Nach Abschluss der Arbeiten steht die Lok im August des Jahres in Suhl und wartet darauf, von einer „Taigatrommel“ der Baureihe 120 zu ihrem Aufbewahrungsort gebracht zu werden.
Die Museumslokomotiven gelangten häufig auch über unsere Strecke ins Werk nach Meiningen. Zu ihnen gehörte 50 849, die im August 1990 in Suhl auf die Weiterfahrt wartet. Als Museumslok erhielt sie die ursprünglich bei allen Loks der BR 50 vorhandenen großen Windleitbleche.
Schon kurz nach der Wende wurden in Meiningen Loks westdeutscher Museumseisenbahnen aufgearbeitet. Die erste war 01 118 der „Historischen Eisenbahnen Frankfurt. 1981 war sie in die BRD verkauft worden. 1990 kam sie nach Meiningen und ist hier am 20.09. auf Probefahrt bei Oberrohn zu sehen.
Die Nachwendezeit brachte einen kurzzeitigen Boom bei der Museumslok-Aufarbeitung. Selbst lange Jahre abgestellte Maschinen wurden betriebsfähig aufgearbeitet. So auch 91 134. Am 02.04.91 verlässt sie das Raw zur Probefahrt. Heute gehört die Lok zum Eisenbahnmuseum in Schwerin und ist immer noch betriebsfähig.
Die DB rüstete zahlreiche Loks der BR 41 mit Ölhauptfeuerung aus. Ab 1968 trugen sie die Baureihenbezeichnung 042. 042 271 gehört einem westdeutschen Eisenbahnverein. Sie wurde im Juni 1991 aufgearbeitet. Anschließend kam sie an zwei Tagen vor Reisezügen zwischen Meiningen und Arnstadt zum Einsatz.
Im Sommer 1991 unternahm das Raw Meiningen den Versuch, eine Lok der Baureihe 50.35 in die Ursprungsausführung zurückzubauen. So wurde aus '50 3580' '50 245'. Sie nahm an der Wiedereröffnung der Strecke Mellrichstadt – Rentwertshausen teil. Heute steht sie als Denkmal im Schwarzwald.
Auch die DB entwickelte nach dem 2. Weltkrieg eine Lok für den Personenverkehr, die Baureihe 23. Die letztgebaute 23 105 war im Oktober 1993 im Werk Meiningen. Leider wurde sie im Oktober 2005 bei einem Brand in Nürnberg schwer beschädigt und ist seitdem nicht mehr betriebsfähig.
Beschlossen wird der Bilderreigen nochmals von einer Lok der Baureihe 01.5 der DR. Von 1982 bis 1989 bereits als Dampfspender genutzt, erfolgte 1990 die betriebsfähige Aufarbeitung und der Verkauf. Das Foto entstand bei einem erneuten Aufenthalt in Meiningen im Juni 1999. Jetzt im Bestand der Eisenbahnfreunde Zollernbahn ist sie immer noch betriebsfähig.
Veröffentlicht am 26.06.2021