Osterspaziergang an Gleisen

in Sachsen und Brandenburg
Bei der Urlaubsplanung für 2017 ergab es sich, dass wir gemeinsam um Ostern herum zwei Wochen frei hatten. Da ich schon lange geplant hatte, meinem Studienort Cottbus 33 Jahre nach Abschluss des Studiums einen Besuch abzustatten, entschieden wir uns, ab Ostersonntag einen Ausflug in die Lausitz zu unternehmen. Zwischenstation nahmen wir in Riesa, galt es doch auch hier bei den Freunden vom Modellbahnverein Glossen und bei Stefan vorbei zu schauen. So sind unsere ersten Bilder auch an der Döllnitzbahn entstanden, die immer zu Ostern und Pfingsten mit Dampf unterwegs ist. Nach einem nachmittäglichen Abstecher zu den Modelleisenbahnern in den Steinbruch Glossen ging es nach Riesa ins Hotel „Zur Mühle“. Das Wetter war uns nicht freundlich gesinnt und die Thüringer Bratwürste mussten ohne Holzkohlengrill auskommen. Am nächsten Tag starteten wir in Richtung Cottbus. Wir nahmen, da wir es nicht eilig hatten, nicht den direkten Weg über Elsterwerda, sondern pendelten immer entlang der Bahnlinien über Falkenberg, Doberlug und Calau unserem Ziel Kolkwitz entgegen.
Die erste Station auf diesem Weg war das Kieswerk in Mühlberg. Es standen auch mehrere Kieszüge abfahrbereit auf dem Gelände. Da aber Ostermontag war, bewegte sich rein gar nichts. Unsere Fahrt ging weiter, vorbei an der ebenfalls mit Bahnanschluss und eigenem Rangierdiesel ausgestatteten Zuckerfabrik, auch hier Feiertagsruhe.
Zurück an der Bahnlinie von Röderau nach Falkenberg hatten wir etwas mehr Glück. Ein nordwärts fahrender Güterzug passierte Neuburxdorf. An allen anderen Stationen bis Falkenberg fanden wir zwar schöne Fotomotive, aber keine Züge die wir fotografieren konnten. In Falkenberg kreuzen die Bahnlinien von Röderau nach Jüterbog, von Elsterwerda nach Wittenberg und von Leipzig nach Cottbus.
Diese Strecke wollten wir auf unserer weiteren Reise begleiten. Das größte Problem dabei war nur, dass es keine parallele Straße gibt. Für uns hieß das, weiter im Zickzack übers Land fahren. Wir machten Station in Uebigau, fuhren von dort nach Beutersitz. Hier stehen noch Formsignale und die Schranke ist noch aus „Ostzeiten“. Aber die Indusi ist schon angekommen. Es ist schon ein Kontrast, wenn der Talent 2-Triebwagen am Hf 1 zeigenden Formsignal vorbei ausfährt.
Zu meiner Studienzeit führte von Beutersitz ein Anschlussgleis zu einer in der Nähe gelegenen Brikettfabrik. Das Gleis ist inzwischen verschwunden aber die Brikettfabrik gibt es noch. Sie beherbergt heute ein Museum. Wir entschlossen uns zu einem Kurzbesuch. Dank des Entgegenkommens gab es für uns eine „Spezialführung“, ein Dankeschön nochmal dafür an die Museumsmitarbeiterinnen.
Weiter ging es über Doberlug, dem nächsten Kreuzungsbahnhof auf unserem Weg. Leider wird zurzeit an der Bahnlinie von Dresden nach Berlin intensiv gebaut. Zugverkehr fand somit auf der oberen Etage nicht statt. In Finsterwalde stand mit laufendem Motor der Triebwagen des Lausitzer Dampflokclubs. Die Zugzielanzeige zeigte als Fahrtziel F60 / Lichterfelde. Leider war niemand da, den man hätte fragen können, wann dorthin gefahren wird. Weiter in Richtung Calau machten wir noch kurz in Gollmitz Station, hier aber goss es gerade was runter wollte und wir fuhren weiter. In Calau begegnete uns dann der in Finsterwalde gesehene 772 auf dem Nachhauseweg in Richtung Cottbus. Nun war es schon fast 17:00 Uhr und für uns Zeit das Hotel anzusteuern.
Am nächsten Tag (Regen, 4°C) fuhren wir in Richtung Burg (Spreewald), um nach den Resten der Spreewaldbahn zu schauen. Ja, es sind wirklich nur noch Reste übrig. Da das Wetter zum Kahnfahren wenig einladend war, ging es weiter, um den Spreewald herum, nach Lübben. Hier regnete es wenigstens nicht. Nach Stadtschlapp, „Hafenbesichtigung“ und Souvenirkauf (Gurken und Schnaps) ging es erstmal zum Bahnhof. Von der Spreewaldbahn ist hier, außer dem inzwischen anderweitig genutzten Bahnhofsgebäude, auch nichts mehr zu finden. Zu meiner Studienzeit stand noch immer ein abgestellter Güterwagen am alten Güterschuppen herum. Neu waren für uns die zwischen Cottbus und Berlin durch die ODEG eingesetzten Doppelstock-Triebzüge.
Da noch Zeit war, beschlossen wir in Richtung Kraftwerk Jänschwalde zu fahren. Nach einem Zwischenstopp an den Peitzer Teichen, einem ausgedehnten Teichgebiet nordöstlich von Cottbus, zog es uns zum nächstgelegenen Bahnhof. Es ist die Station Peitz-Ost an der Linie von Cottbus nach Frankfurt/Oder. Im Bereich der Gleisanlagen standen verschieden Güterzüge für das Kraftwerk. Neben den Zügen der regulären Eisenbahn verkehren hier auch die Züge des Kraftwerksbetreibers Vattenfall. Der Tagebau Cottbus-Nord ist bereits erschöpft. Es laufen die Rekultivierungsarbeiten und die Werksbahn befördert neben Kohle aus anderen Tagebauen Asche und Abraum zur Verfüllung des riesigen Loches südlich des Kraftwerkes. Zum Tagesabschluss bestiegen wir noch einen ca. 30 m hohen Aussichtsturm am Westufer des bis 2025 aus dem Tagebau entstehenden Cottbusser Ostsees. Dieser Turm steht genau auf der ehemaligen Trasse der Bahnlinie Cottbus-Franfurt/Oder. Dieser Abschnitt wurde östlich von Cottbus zwischen den Stationen Merzdorf und Peitz-Ost wegen des vorgesehen Kohleabbaus schon Ende der 80er Jahren neu trassiert.
Am Tag darauf besuchten wir Lübbenau. Da es jedoch wiederum kein „Kahnwetter“ wurde, fiel die Spreewaldfahrt sprichwörtlich ins Wasser und wir landeten an der Bahnhofseinfahrt aus Richtung Cottbus und Calau. Zu DDR-Zeiten existierte in Lübbenau ein Bahnbetriebswerk mit Lokomotiven der BR 52. Davon war nichts mehr zu sehen. Auch die beiden Kraftwerke Lübbenau und Vetschau rauchen nicht mehr in den Lausitzhimmel. Güterverkehr gibt es aber noch immer auf den Strecken um Cottbus. Der Nachmittag verlief sich bei einem Stadtschlapp in Cottbus. Am Abend warten wir dann nochmal an der Berliner Strecke auf die Regionalexpresse von und nach Norden und im letzten Licht auf die einzige IC-Verbindung, die Cottbus erreicht. Er kam pünktlich und war somit gerade noch „fotografierbar“.
J. Weiske
Wir stehen auf der Fußgängerbrücke am „O“ und blicken auf den Bahnhof „Alt Oschatz“. Die Reisenden sind zugestiegen und die IVk beschleunigt ihren Zug für die Weiterfahrt in Richtung Mügeln und Glossen.
Das Wetter war nicht gerade das Beste, als wir in „Neuburxdorf“ mal nach dem „Zugverkehr schauen wollten“. Nur drei Sekunden später und die Metrans – Maschine wäre schon an uns vorbei gewesen. Dann hätten wir nur noch den Zugschluss im Bild festhalten können.
Auf der „Oberen Ebene“ im Bahnhof „Falkenberg“ kreuzten gegen Mittag der von Cottbus kommende Talent 2 Triebwagen mit dem von Leipzig kommenden, von einer einer 143er geschobenen, „Ersatzzug“ nach Cottbus.
Auch wenn es Ostersonntag war, neue Autos kennen auf ihrem Weg zum Kunden keine Feiertage. Die vorgespannte Rangierlok brachte den Ganzzug von der Abstellanlage an der Cottbusser Bahn herunter in die Abstellgruppe der Nord-Süd verlaufenden Strecken.
In Falkenberg war früher ein großes BW. Noch heute werden hier zahlreiche Lokomotiven für die Bespannung der Güterzüge bereit gehalten. An die vergangene Zeit erinnert die aufgestellte Denkmallok 52 5679 und das hier betriebene Eisenbahnmuseum.
Auch mit Dampf und Kohle hatte diese urig anzuschauende Maschine zu tun. Es handelt sich um eine Brikettpresse, ausgestellt in der museal erhaltenen Brikettfabrik „Louise“ in „Uebigau-Wahrenbrück“.
Zwischenstopp in Doberlug-Kirchhain. Auf der Strecke nach Cottbus durchfährt ein mit Lok 185 563-4 der CTL LOGISTICS bespannter Kesselwagenzug die Station.
In der Einfahrt des Bahnhofs „Calau“ knattert der am Ostermontag für Sonderfahrten zwischen Finsterwalde und dem Standort der F 60 Förderbrücke in Lichterfelde eingesetzte der VT 772 des Lausitzer Dampflokclubs an unserer Kamera vorbei.
Die letzten Überbleibsel der ehemaligen in Meterspur errichteten Spreewaldbahn fristen ihr Dasein im „Museumsbahnhof Burg (Spreewald)“. Als wir uns in Burg umschauten, war, bedingt durch das eher an Winter als an Frühling erinnernde Wetter, gar nichts los.
In „Peitz-Ost“ kam kurz nach unserem Eintreffen ein RE von Cottbus nach Magdeburg über Frankfurt/Oder vorbei. Der fünfteilige Doppelstock-Zug wird von 182 024 in Richtung Frankfurt/Oder geschoben.
Auf dem Neubauabschnitt zwischen Peitz-Ost und der ehemaligen Strecke von Cottbus nach Frankfurt über Grunow erwischten wir die mit einer von der Regel abweichenden Farbgebung ausgestattete 232 128-9 von DB-Schenker vor einem Kesselwagenzug.
Am Rande des ausgekohlten Tagebaus „Cottbus Nord“ liegen die Gleise der Kohlebahnen. Mit einem Kohlezug zum Kraftwerk „Jänschwalde“ befährt die Ellok 4-1228 des Kraftwerksbetreibers „Vattenfall“ das ausgedehnte Streckennetz.
Einer ganz anderen Lok-Generation gehört diese Maschine an. Der Siemens - Vectron 193 815 der „retrack“ erreicht mit einem Containerzug, von Calau kommend, den Bahnhof von Lübbenau.
In Kolkwitz-Süd legt die von Cottbus nach Herzberg fahrende Regionalbahn einen kurzen Zwischenhalt ein. Auf der Strecke Cottbus–Falkenberg-Leipzig verkehren die RB´s 2-teilig und die RE´s 5-teilig.
An der Ausfädelung der Strecke nach Ruhland und Dresden aus dem Cottbusser Bahnhof warteten wir auf den RE nach Ruhland. Sie kam noch in gewohnter Aufmachung daher. Zuglok war die 112 148-2, im Schlepp hatte sie zwei Doppelstockwagen.
Auf dem Weg nach Wittenberge verlässt am Abend ein von der ODEG gestellter KISS-Doppelstocktriebwagen der BR 445 Cottbus. Gerade überquert er den aufwendig ausgebauten Bahnübergang an der Bundesstraße zwischen Cottbus und Kolkwitz.
Am letzten Abend unseres „Osterspazierganges“ machten wir uns nochmal auf den Weg. Am Haltepunkt Kolkwitz-Nord der Strecke Berlin-Cottbus warteten wir auf den IC von Bremen. Mit 160km/h rauschte die IC2-Einheit im letzten Licht an uns vorbei.
Veröffentlicht am 20.05.2017