Die Aufarbeitung von Dampflokomotiven

im Raw Meiningen
1974 wurde die Aufarbeitung von Dampflokomotiven im Raw Cottbus einge­stellt. Für den verbliebenen Dampflokpark waren nun die beiden verbliebenen Ausbesserungswerke in Stendal und Meiningen zuständig. Während in Stendal die Güterzuglokomotiven der Baureihen 50 und 52 ausgebessert wurden, übernahm Meiningen die Aufarbeitung aller weiteren im Regelzugdienst einge­setz­ten Dampfloks. Das waren zu diesem Zeitpunkt die Baureihen 01, 01.5, 03, 03.10, 35, 41, 44, 65 und 95. Mehrere dieser Baureihen schieden in den folgen­den Jahren aus dem Betriebspark aus. Da gleichzeitig das Raw Stendal für die Reparatur von Dieselloks umgebaut wurde, erschienen ab 1976 auch die ersten Loks der BR 50 zur Reparatur in Meiningen.
1984 endete im Raw Stendal die Dampflokunterhaltung, sodass Meiningen ab diesem Zeitpunkt für den gesamten Dampflokpark der Deutschen Reichsbahn zuständig war.
1987 stellte die DR den planmäßigen Betrieb mit Dampflokmotiven ein. Das Raw Meiningen stellte seit Mitte der achtziger Jahre zwar in einer gesonderten Abteilung die Geräte für den Fahrkartenverkauf an den Schaltern der Bahnhöfe her, aber ein Teil des Werkes war weiterhin für die Dampflokunterhaltung zuständig.
Allerdings handelte es sich fast nur noch um Lokomotiven für Heizzwecke, die nicht mehr voll betriebsfähig waren. Teilweise waren diese Loks sogar selbst gar nicht mehr fahrfähig. Ihre Bezeichnung war NHL (Nicht betriebsfähige mobile HeizanLage).
Nach dem Ende der DDR und dem Zusammenbruch der einheimischen Indus­trie waren diese Heizprovisorien und deren Unterhaltung nicht mehr notwendig. Ein radikaler Arbeitsplatzabbau war die Folge, da in Meiningen als einziges Geschäftsfeld die Aufarbeitung historischer Fahrzeuge verblieb. Aber auch die jetzt mögliche Aufarbeitung von Lokomotiven aus dem Ausland konnte nicht verhindern, dass die Beschäftigtenzahl von ehemals knapp 3000 auf heute ca. 150 gesunken ist.
Hoffen wir, dass dieser Mitarbeiterstamm sich noch lange mit den historischen Fahrzeugen befasst und damit das eine oder andere davon bei seiner Probefahrt auf unseren Strecken zu sehen ist.
Die nebenstehenden Bilder sind ein Rückblick auf den Zeitraum 1975 bis 1991 und damit mehr als 15 recht aktive Jahre Dampflokunterhaltung im Raw Meiningen.
Manfred Schultz
Bis Ender der siebziger Jahre war der Rangierdienst im Raw die Aufgabe von Lokomotiven der BR 80. Als letzte ihrer Art war 80 017, hier als Werklok 2 bezeichnet, noch am 11.08.1978 im Einsatz.
Ca. 100 Lokomotiven der Baureihe 44 wurden im Raw Meiningen nicht nur auf Ölfeuerung umgebaut, sondern auch hier unterhalten. Zu ihnen gehört auch 44 0193, die im März 1975 nach erfolgreicher Probefahrt aus dem Bahnhof ins Werk zurückkehrt.
Nach erfolgreicher Aufarbeitung ist 44 0618 des Bw Saalfeld am 26.07.1978 auf dem Weg in ihr Heimat Bw. Bei der Fahrt durch Zella-Mehlis hat sie dabei eine Dampfschneeschleuder im Schlepp.
In der zweiten Hälfte der siebziger Jahre kamen auch Loks der BR 50 ins Raw, zuerst die mit Ölfeuerung. Zu ihnen gehört 50 0061 des Bw Pasewalk, die am 01.08.1978 auf dem Weg nach Meiningen durch Zella-Mehlis fährt.
Ab 1982 wurden die Loks der BR 44 wieder auf Kohle(Rost)-feuerung umgebaut. Die ehemalige 44 0167 steht am 22.08.1982 als 44 2167 neben den Resten der ehemaligen Kohlenstaubbetankungsanlage im Bw Arnstadt.
Ebenfalls auf Rostfeuerung umgebaut wurde 44 0601. Sie konnte noch mit eigener Kraft, nun als 44 1601 bezeichnet fahren. Am 03.04.1985 wartet sie in Meiningen auf die Heimfahrt in ihr Heimat-Bw Seddin.
Anfang der 80er Jahre kamen noch einmal „Kriegsloks“ der BR 52 nach Meiningen. Dazu gehörte auch 52 1538 des Bw Altenburg, die am 12.07.83 auf ihre Probefahrt wartet. Einen kompletten Neuanstrich erhielten die Loks erst nach erfolgter Abnahme.
Auch die rekonstruierten Loks der BR 52.80 wurden ab Anfang der 80er-Jahre in Meiningen aufgearbeitet. 52 8012 des Bw Zittau fährt auf ihrer Probefahrt am 23.09.1986 mit dem P 7003 aus Bad Salzungen in Meiningen ein.
Die Baureihe 41 wurde über mehrere Jahrzehnte in Meiningen aufgearbeitet. 41 1055 des Bw Saalfeld wartet am 11.07.1985 vor dem Meininger Bahnhofsgebäude auf die Fahrt ins Heimat Bw.
Eine der letzten für den Regeldienst aufgearbeiteten Loks der BR 41 war 41 1231 des Bw Güsten. Als Vorspannlok vor einem Schnellzug durchfährt sie bei ihrer Probefahrt am 27.04.1991 den Bahnhof Gehlberg.
Im Sommer 1977 präsentierten wir während der 750-Jahr-Feier am Schleusinger Bahn­steig die Arbeit der Modellbahn-AG. Auf dem Weg ins heimatliche Bw wartete die 44 0270 nach ihrer Aufarbeitung im Raw Meiningen am Zwischensignal des Bahnhofs Suhl auf „Freie Fahrt“.
Mit einem langen Güterzug hat die 52 8105 auf einer Probefahrt während der Aufarbeit­ung Suhl erreicht. Nach Behandlung des Zuges und Kreuzung mit dem Personenverkehr ging die Fahrt weiter in Richtung Arnstadt.
Nach dem 50 3563 bis Suhl als Vorspannlok gefahren war, wurde in Suhl an das Zugende umgesetzt. Auf der Weiterfahrt gen Oberhof überquert sie unter Volldampf vor der Kulisse des Domberg-Massivs das Viadukt über die Seelenbinder-Straße.
Nach Abschluss einer Lastprobefahrt steht Anfang der achtziger Jahre die 50 3695 im Bahnhof Zella-Mehlis, der damals noch eine ordentliche Bahnsteigüberdachung hatte. Reichlich mit handschriftlichen Informationen versehen, wartet sie auf die Rückfahrt ins Raw Meiningen.
Auf dem Weg zum Studium in Cottbus war der Fotoapparat immer dabei. Bei der Zugkreuzung in Oberhof begegnete uns 52 5137 auf einer Probefahrt. An den Zylindern der Lok sieht man die angebaute Indiziereinrichtung.
Bei einer unserer mit dem Moped vorgenommenen „Lokverfolgungen“ hatten wir Glück und holten am Bahnhof Rohr die beiden in Suhl gesichteten Probeloks wieder ein. 52 8119 und 95 0009 hatten auf der Rückfahrt ins Raw einen Stopp eingelegt, um die Temperatur der Lager zu prüfen.
Veröffentlicht am 02.04.2021