Bella Italia mit dem Zug
Zurzeit ist der Klimawandel eine der drängendsten Fragen in unserer Gesellschaft und so mache auch ich mir Gedanken zu diesem Thema. Eine Idee, die daraus resultierte war, den Italienurlaub nicht mit dem Flieger oder dem Mietwagen, sondern konsequent mit dem Zug zu planen. Dementsprechend ging es am 26.10.2019 mit dem Zug auf die Reise. Zuerst führte mich die Bahnfahrt mit dem ICE von Nürnberg nach München, wo ich nach einer halbstündigen „Kaffeepause“ den Eurocity oder kurz gesagt EC 85 nach Bologna Centrale bestieg. Es ging über Innsbruck hinauf zum Brenner.
Inzwischen kann man bei St. Jodok die Bauarbeiten zum neuen Brenner Basistunnel (BBT) sehen. Der BBT verläuft zwischen Innsbruck in Österreich und Franzensfeste in Italien mit einer Länge von 55 km. Da er bei Innsbruck in einen, durch die „Südumfahrung Innsbruck“ schon bestehenden Tunnel mündet, entsteht mit insgesamt 64 km Länge, die längste unterirdische Eisenbahnverbindung der Welt. Zurzeit ist es mit 57 km noch der Gotthard-Basistunnel in der Schweiz. Der EC verließ den Bahnhof Brenner um die Mittagszeit. Zeit also für einen Mittagssnack im Bordrestaurant. Das ist einer der Vorteile, wenn man den Zug nutzt. Bei einem Bierchen kann man die Landschaft Südtirols genießen, während der Zug über Brixen, Bozen und Trient in Richtung Verona Porta Nuova (P.N.) fährt. Dort erfolgt dann ein Fahrrichtungswechsel, bei welchen der Zug noch klassisch von der Lokomotive umfahren wird. So etwas sieht man, in einer von Triebwagen oder Wendezügen geprägten Zeit, auch immer seltener. Nach München war Bologna Centrale mein zweiter Umstieg. Dieser Bahnhof besteht aus einem oberirdischen und einem unterirdischen Bahnhofsteil. Weil fast alle Fernverkehrszüge den unterirdischen Bahnhofsteil nutzen, startet dort auch der letzte Teil meiner Reise. Von Bologna Centrale nach Firenze Santa Maria Novella oder kurz und auf Deutsch Florenz S.M.N. Um 08:02 war ich in Nürnberg gestartet und erreichte nach 9 Stunden und 34 Minuten um 17:39 Florenz S.M.N., entspannt und mit vielen neuen norditalienischen Eindrücken. In den darauffolgenden 2 Tagen wurde Florenz erkundet. Als wichtigste Sehenswürdigkeiten seien hier die historische Altstadt (UNESCO-Welterbe), die Brücke Ponte Vecchio und natürlich die Kathedrale Santa Maria del Fiore oder kurz gesagt, der Dom von Florenz, genannt. Am 4 Tag stand wieder ein Ausflug mit der Bahn auf dem Plan. Das Ziel hieß Siena in der Toskana. Vielleicht kurz ein paar Fakten zur Stadt. Die historische Altstadt ist seit 1995 UNESCO-Welterbe und für das Palio di Siena, ein Pferderennen, bei dem alle 17 Stadtteile Sienas zweimal im Jahr gegeneinander antreten, recht bekannt. Der Piazza del Campo, wo das Rennen stattfindet ist auch einer der bekanntesten Sehenswürdigkeiten, neben dem Dom. Insgesamt finde ich die Stadt sehr sehenswert. Für Eisenbahnfreunde ist Siena ein sogenanntes „Dieselparadies“. Man kann hier verschiedene Generationen von Dieseltriebwagen oder mit Diesellokomotiven bespannte Züge sehen. Diese verkehren nach Chiusi, Grosseto und Empoli. Über Empoli hinaus gibt es auch eine direkte Verbindung nach Florenz, welche ich nutzte. Laut einem Aushang am Bahnhof (Gleis 1) gibt es von hier sogar regelmäßig Sonderzüge, welche mit einer Dampflok bespannt werden. Wenn man das Bahnhofsgebäude nach links verlässt, gelangt man zu einer Stra-ßenbrücke, von der man einen guten Blick auf das Bahnbetriebswerk hat. Die Reisezeit zwischen Florenz und Siena betrug 1 Stunde und 25 Minute mit dem Nahverkehr, da es zwischen Florenz und Siena leider keinen schnellen Fernverkehr gibt. Aber Italien hat, im Gegensatz zu Deutschland, mit der privaten Nuovo Trasporto Viaggiatori S.p.A. oder kurz ntv einen starken Konkurrenten im italienischen Fernverkehr. Das Unternehmen wurde 2006 gegründet und betreibt seit 2012 unter dem Namen „Italo“ Hochgeschwindigkeitsverkehre innerhalb Italiens. Ich nutzte den Italo für meine Fahrt von Florenz S.M.N. nach Verona P.N. Die Strecke legt man in 1:33 zurück und hat für die Fahrt verschiedene Kategorien zur Auswahl. Ich entschied mich für die Kategorie Club, denn damit kann man die Italo Lounge in Florenz nutzen, wo es sich bei Kaffee und süßen Teilchen entspannt warten lässt. Die Kategorie Club ist mit der 1. Klasse in Deutschland zu vergleichen, wobei hier doch interessante Unterschiede zur DB auffielen. Die Mitarbeiter kommen, ähnlich wie im Flugzeug, mit einem Rollwagen durch und servieren kalte Speisen und Getränke, welche im Ticketpreis schon inkludiert sind. Auch verfügte mein Zug nicht über ein Bordrestaurant, sondern nur über Snackautomaten. Italo setzt hier eben auf ein anderes Konzept. Da ich bereits einen Städtetrip nach Verona unternommen hatte, wurden die Zeiten in der Stadt etwas gekürzt. Als wichtigste Sehenswürdigkeiten seien hier die Arena, der Piazza delle Erbe und die Casa di Giulietta erwähnt. Die Arena ist keine Fußballarena, sondern ein gut erhaltenes romisches Amphitheater, ähnlich dem Kolosseum in Rom, in dem auch heute noch Vorführungen stattfinden. Auch für Eisenbahnfreunde ist Verona sehr interessant, da hier die Brennerbahn endet und viele Güterzüge ver-schiedenster Eisenbahnverkehrsunternehmen zu beobachten sind. Außerdem kann neben den ECs der ÖBB der nationale Fern – und Nahverkehr beobachtet werden. Mit diesem Nahverkehr ging es am 31.10.2019 wieder auf die Reise. Diesmal hieß das Ziel Venezia bzw. Venedig Santa Lucia, was von Verona aus in ca. 1 ½ Stunden erreichbar ist. Venedig hat 2 große Bahnhöfe, Venedig Mestre auf dem Festland und Venedig Santa Lucia im historischen Zentrum. Ich finde es jedes Mal wieder großartig aus dem Bahnhof zu kommen und am Canal Grande zu stehen. Zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten in Venedig zählen der Markusplatz mit dem Markusdom, aber auch die Rialtobrücke, der Canal Grande oder der Dogenpalast. Ich empfehle aber, wenn möglich einen Besuch unter der Woche und nicht unbedingt in der Hochsaison, da es in den kleinen Gassen der Altstadt oder an den Sehenswürdigkeiten recht eng werden kann. Da Venedig Santa Lucia ein Kopfbahnhof ist, lassen sich hier für Eisenbahnfreunde nur Nah – und Fernverkehrszüge beobachten. Es gibt übrigens auch eine umsteigefreie Verbindung von München hier her. Am vorletzten Urlaubstag ging erneut mit der Bahn auf Tour. Das Ziel hieß Trient oder auf italienisch Trento. Es ist eine bekannte Stadt an der Bahnstrecke Brenner <–> Verona und zugleich die Hauptstadt der Region Trentino-Südtirol. Sehenswert sind das Castello del Buonconsiglio und der Domplatz mit der Kathedrale San Vigilio. Hier her lohnt sich eine Reise für Eisenbahnfreunde, denn durch die Lage an der Brennerbahn sind auch hier viele internationale Güterzüge zu beobachten. Hauptsächlich sind zur Zeit Mehrsystemlokomotiven der Baureihen 186, 189, 193 oder FS E.412 mit ihren Güterzügen zusehen. Daneben können aber auch nationale Lokomotiven wie die Baureihen FS E.405 oder E483 angetroffen werden. Im Fernverkehr halten neben den nationalen Verbindungen auch die ECs der ÖBB von München zu diversen Zielen in Norditalien. Weiterhin ist zu erwähnen, dass von Trient aus eine 1000 mm Schmalspurbahn nach Mezzana verkehrt. Ich persönlich nutzte für die An und Abreise die Nahverkehrszüge der Verbindung Verona <-> Bozen/Brenner, mit einer Reisezeit von 1:02. Allgemein nutzte ich für die Städtetouren den Nahverkehr, mit welchem man zwar etwas länger, aber dafür meist viel günstiger unterwegs ist. Am nächsten Tag konnte ich noch den Vormittag in Verona genießen, bevor die Rückreise nach Deutschland anstand. Mein Urlaubsende kam in Form des EC 84 von Bologna Centrale in Richtung München Hbf. um kurz nach 13 Uhr. Wie schon bei der Hinfahrt nutzte ich auch auf der Rückfahrt die umsteigefreie Verbindung via Brenner nach Deutschland. Da der EC wieder sehr gut besetzt war, ist eine Sitzplatzreservierung bei zukünftigen Reisen mit diesen Zügen empfehlenswert. München Hbf. wurde um 18:27 erreicht und die Umsteigezeit für die Beschaffung des Abendessens genutzt. Von München aus brachte mich anschließend der ICE nach Nürnberg, wo mein Urlaub nicht nur mit vielen großartigen Eindrücken, sondern auch mit der Erkenntnis endete, dass für Reisen innerhalb Europas, die Bahn eine interessante Alternative zum Flugzeug oder dem Auto darstellt.
Text und Bilder: Thomas Sauerbrey
In Siena wartet am 29.10.2019 dieser Dieseltriebwagen vom Typ FS ALn 668 auf seine nächste Fahrt. Die ALn 668 wurden von 1954 bis 1981 in 3 Generationen und diversen Serien gebaut. Dieser Triebwagen gehört zu Serie 3100, der 3. Generation.
Am selben Tag kommt der ALn 663 1106 als Nahverkehrszug in Siena an. Dieser Triebwagentyp wurde zwischen 1983 und 1993 gebaut.
Etwas überrascht wurde ich von der D 445 1011. Dieser Dieselloktyp wurde zwischen 1974 und 1988 in drei Serien gebaut. Laut der Loknummer handelt es sich hier um eine Lok der 1. Bauserie. Leider ist mir nicht bekannt, ob die Lok ein Museumsfahrzeug ist.
Am 29.10.2019 wartet 445 1143 und 445 1113 mit dem Zug nach Florenz in Siena. Laut den Loknummern sind es Dieselloks der 3. Bauserie.
Im Kopfbahnhof von Florenz Santa Maria Novella (S.M.N.) ist dieser ETR 610 vom Hersteller Alstom am 27.10.2019 gerade angekommen…
… und gegenüber stand ein ETR 1000 vom Hersteller Hitachi Rail S.p.A. und Bombardier. Beide Züge verkehren für die italienische Staatsbahn im Hochgeschwindigkeitsverkehr.
Die 1216 025 wartet am 31.10.2019 in Venedig Santa Lucia. Diese Lok stellte am 02.09.2006 auf der Neubaustrecke zwischen Nürnberg und Ingolstadt mit einer Geschwindigkeit von 357 km/h einen neuen Weltrekord für konventionelle Lokomotiven auf.
Die Sicht auf den Kopfbahnhof Venedig Santa Lucia, mit dem Canal Grande und dem Bahnhofsgebäude. Aufgenommen am 31.10.2019.
Dieser Italo brachte mich am 30.10.2019 von Florenz S.M.N. nach Verona P.N. Es ist ein Pendolino ETR 675, der zur Avelia-Reihe, des französischen Herstellers Alstom gehört. Der 7 teilige Triebzug kann bis zu 250 km/h schnell fahren und bietet Platz für 472 Passagiere.
Ein Nahverkehrszug fährt am 02.11.2019 in Verona P.N. ein. Am anderen Ende des Zuges hängt eine E-Lok, wie man sie im oberen Bild sieht.
Am 02.11.2019 wartet der Venice Simplon-Orient-Express in Verona P.N. auf die Weiterfahrt in Richtung Brenner. Die Zuglokomotive ist eine E-Lok des Typs FS E.402 B, welche in Italien hauptsächlich im Fernverkehr anzutreffen ist.
Nochmal ein Detailbild von einem der 15 Wagen des Sonderzuges. Der Zug verkehrt von Venedig nach London über Paris.
Der Blick über einen Teil des Rangierbahnhofes von Verona P.N. Die Abkürzung P.N. steht für Porta Nuova.
So sah mein Urlaubsende aus … die 1216 003 erreicht am 02.11.2019 mit dem EC 86 aus Bologna Centrale den Münchner Hbf.
Veröffentlicht am 29.02.2020
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