Die Schienenbusse der Bauart Hannover
Schienenbusse dieser Bauart, hergestellt in der Waggonfabrik Wismar, sind heute nahezu legendär. Insgesamt 57 Triebwagen dieser Bauart wurden, sowohl für Schmalspur- als auch für Normalspurbahnen, zwischen 1932 und 1941 gebaut.
Im Juli 1932 lieferte die Wagenbau-Aktiengesellschaft-Wismar an die Kleinbahn Lüneburg – Soltau das erste Fahrzeug aus. Da es sich sehr gut bewährte, gab es in den Folgejahren einen wahren Ansturm auf Triebfahrzeuge dieses Typs, oft liebevoll als „Schweineschnäuzchen“ bezeichnet. Besonders in strukturschwachen Gebieten konnte auf den dortigen Nebenbahnen eine deutliche Verbesserung der Betriebsergebnisse erreicht werden. Die für den Betrieb der Kleinbahn auf der Insel Borkum verantwortliche Bahnge-sellschaft bestellte erst 1938 einen solchen Triebwagen. Am 08.11.1940 wurde er als vorletzter Schienenbus der BA Hannover als T1 der Borkumer Kleinbahn ausgeliefert. Zu einem sofortigen Einsatz kam es jedoch aufgrund der Kriegsereignisse nicht mehr. Erst als es 1949 erstmals wieder eine Badesaison gab, kam er auf der Insel zum Einsatz. Allerdings aufgrund des doch beschränkten Platzangebotes meist in den „verkehrsschwachen“ Zeiten. Ab 1962 kamen verstärkt Busse zum Einsatz, sodass sich seine Einsatzzeiten weiter verringerten. Die endgültige Abstellung erfolgte in den siebziger Jahren. 1977 erwarb die DGEG (Deutsche Gesellschaft für Eisenbahngeschichte) das Fahrzeug und reihte es in seine in Viernheim befindliche Fahrzeugsammlung ein. Die dort gemietete Halle musste 1989 geräumt werden. Die DGEG löste daraufhin ihre Schmalspursammlung auf. Für den T1 bedeutete dies, dass er von seinem ehemaligen Besitzer wieder gekauft wurde und nach Borkum zurückkehrte. Nicht nur das, man bemühte sich auch um eine betriebsfähige Aufarbeitung. Nach 20 Jahren rollte der Triebwagen ab 26. Juni 1997 wieder über die angestammten Gleise. Im Herbst 2019 gastierte die Mecklenburgische Bäderbahn (Molli) aus Bad Doberan mit der Dampflok 99 2331-9 bei der Borkumer Kleinbahn. Das war möglich, weil beide Bahnen über die seltene Spurweite von 900 mm verfügen. Als Ausgleich wurde ein Gegenbesuch und der Einsatz des T1 zwischen Bad Doberan und Kühlungsborn für das Folgejahr vereinbart. Doch infolge Corona musste dieser Besuch auf das Jahr 2023 verschoben werden. Am 21.09.2023 fand die Eröffnungsfahrt mit „geladenen Gästen“ statt. Tags darauf begannen die öffentlichen Fahrten. Eigentlich nur bis zum 30. September geplant, wurde der Einsatz schließlich bis zum 03. Oktober 2024 verlängert. Zwei Mitglieder unseres Vereines nutzen diese Gelegenheit, um am 29.09.2023 der „Molli“ einen Besuch abzustatten. Dabei entstanden die nachfolgenden Fotos. Natürlich stand dabei der Triebwagen im Mittelpunkt. Aber auch beim „Regelbetrieb“ mit Dampfloks fanden sich schöne Motive. Das auch, weil der Petrus „mitspielte“ und an diesem Tag wunderschönes Herbstwetter herrschte.
Text: MOBA-Forum 1/2024/ M. Schultz
Fotos: U. Schultz
Bevor der Triebwagen den Endbahnhof Bad Doberan erreicht, wird am mitten in der Stadt liegenden Haltepunkte Goethestraße noch ein Stopp eingelegt.
Der Aufenthalt in Bad Doberan wurde auch zum Auftanken des Triebwagens genutzt. Danach wurde er wieder am Bahnsteig bereitgestellt.
Gegenüber den Laubbäumen an der Dammchaussee zwischen Bad Doberan und Heiligendamm sieht der Triebwagen geradezu winzig aus.
Nachdem der Triebwagen den Bahnhof Rennbahn wieder verlassen hat, setzt auch 99 2322 mit ihrem Zug die Fahrt nach Bad Doberan fort.
Das letzte Bild entstand an der Einfahrt des Bahnhofs Heiliegendamm aus Richtung Bad Doberan. Zu beachten ist das Einfahrsignal, dass zur besseren Erkennbarkeit eine von der Regelform abweichende Farbgebung hat.
Veröffentlicht am 02.06.2024
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